Am Abend des 19. November war der Polizist Paul Sheehan als Fahrer des maltesischen Innenministers Manuel Mallia eingesetzt. Als er rauchend neben dem Dienstfahrzeug stand, fuhr ein Wagen so dicht am Ministerialfahrzeug vorbei, dass der Außenspiegel beschädigt wurde.
Wie es dazu kam, dass der 40jährige Beamte dem Wagen mit seiner Dienstwaffe zweimal hinterherschoss, klärte sich nur langsam. Der Innenminister ließ zunächst erklären, sein Fahrer hätte zuerst einen Warnschuss abgegeben, auf den nicht reagiert worden wäre. Daher wären zwei Schüsse auf den Unfallverursacher abgegeben worden. Erst daraufhin sei der betrunkene Brite ausgestiegen.
Später kam ans Tageslicht, dass die abgeschossenen Patronenhülsen ebenso schnell wie Aufnahmen zweier Zeugen entfernt worden waren. Auch wurde der mit zwei Einschusslöchern versehene Vauxhall vor Eintreffen offizieller Ermittler abtransportiert! Eine Zeugin hatte den Vorfall gefilmt. Sie erklärte, sie habe das Material auf Anraten eines Bekannten gelöscht. Ihre Freundin hatte der in Nicaragua Geborenen erklärt, ein Autokennzeichen sei ein Regierungskennzeichen – da sei etwas faul!
Als vor Gericht wegen versuchten Mordes ermittelt wurde, stellte sich die Sache wie folgt dar: Der Brite schwor, dass er zur Klärung der Schäden ausgestiegen sei. Sein Gegenüber sei aggressiv und bewaffnet gewesen. Dessen Auftreten hätte ihn so erschreckt, dass er zurück ins Auto geflüchtet sei. Beim Starten hätte er erst einen, dann einen zweiten Schuss gehört.
Während der anschließenden Fahrt hätte er den Verfolger im beschädigten Mercedes hinter sich gesehen. Bei einem Wendemanöver Richtung Santa Venera Tunnel wäre sein Wagen völlig überraschend ausgegangen. Als er Blaulicht und Polizeiverstärkung erkannt habe, hätten ihn seine Kräfte verlassen. So hätte er es über sich ergehen lassen, auf den Boden gedrückt zu werden. Dort musste er sich mit dem Gesicht nach unten festnehmen lassen. Drei Polizeistationen später hatte er ins Röhrchen geblasen.
Die unterschiedlichen Aussagen und der öffentliche Druck ließen den Premierminister aktiv werden. Anfang Dezember entließ der Sozialdemokrat seinen Innenminister. Vorher hatte er ihn vergeblich um Rücktritt gebeten.
Einige Polizisten wurden vom Dienst suspendiert, nachdem die Opposition erfolgreich mitgeholfen hatte, Telefonate vom Abend des Geschehens zu veröffentlichen. Der wegen Mordversuchs angeklagte Polizist ist bis zur baldigen Fortsetzung des Gerichtsverfahrens gegen Kaution auf freiem Fuß!